Borderline und Anspannung

Hallo Ihr Lieben

Heute möchte ich Euch etwas über Anspannung bei Borderline erzählen. Die Kontrolle über die Anspannung ist nämlich ein wichtiger Faktor im ganzen Prozess der Alltagsbewältigung und dem Umgang mit der Krankheit. Je Höher nämlich die innere Anspannung ist, umso weniger Kontrolle habe ich über das geschehen der destruktiven Teile in mir.

In der DBT Therapie teilt man die Anspannung in niedrig - Hoch auf und von 0-10. Das sieht in etwa so aus:

Zwischen 0 und 3 bin ich in der niedrigen Anspannung, also noch entspannt und gut handlungsfähig und kann rational und konstruktive Entscheidungen treffen. Also bin ich im Grünen Bereich. Hier helfen auch sogenannte Achtsamkeit-Skills ganz gut.

Zwischen 4 und 7 bin ich bereits in der mittleren Anspannung, dort sollte ich dann schon langsam anfangen zu schauen, dass ich die Anspannung wieder anfange zu senken. Weil dort fängt es dann schon an mit negativen Gedanken, Stress, Hektik, leicht irrationalem denken, natürlich je höher die Anspannung umso negativer und schwieriger die Symptome. Also hier muss ich schon Anfangen meine Skills einzusetzen, wie ich mit meinen Gefühlen umgehe, mit meinem Selbstwert und mit Zwischenmenschlichen Fertigkeiten. Mir helfen hier jedoch auch schon sehr gut haptische und Gedankliche Skills wie Fidgetspinner oder Magicwürfel oder Sudoku. Besonders bei Nervosität hilft mir Beschäftigung für die Hände sehr. Und wenn ich Zwischenmenschliche Probleme habe, dann rufe ich oft meinen Papa an oder meine Beste Freundin oder rede mit meinem Partner, wenn er nicht auf der Arbeit ist, und hole mir dort Rat und Unterstützung. Oder wenn ich merke, dass die Anspannung schon sehr nah an der Grenze zum kippen ist, dann hilft mir oft auch ein Spaziergang mit meiner Hündin Blue, da ich mich dann auf sie konzentrieren muss draussen und gleichzeitig beim gehen Energie abbaue.

Nun kommen wir zum schwierigsten Teil der Anspannung... 8 - 10. Die sogenannte Hochspannung. Wenn ich in der Hochspannung bin, ist meistens alles schon zu spät. Dort kann ich meist kaum noch einen klaren Gedanken fassen, dort hat mich Brunhilde meist voll im Griff. Panikattacken, Dissoziation, Heulkrämpfe, Wutausbrüche, destruktive Verhaltensmuster... Dort kann alles passieren... Es gelingt mir nicht oft in dieser Hochspannung von selbst, sogenannte Stresstoleranz Skills anzuwenden. Ganz besonders nicht, wenn ich in eine Dissoziation falle. Dort bin ich dann oft für eine Zeit geistig entweder komplett weg oder nur teilweise anwesend... Je nach Stresslevel komme ich selbst schnell wieder zurück und kann mich selbst raus holen oder eben nicht... Dann brauche ich auch Hilfe von aussen, wo man mich mit Reizen und Reorientierungsfragen wieder zurück ins Hier und Jetzt holt.

Ich habe mittlerweile, gerade in den letzten 6 Monaten, viel gelernt mit meiner Anspannung umzugehen und die Skills die ich habe zu nutzen. Ich habe aufgehört zu kiffen, Alkohol zu missbrauchen und mich seit 6 Monaten nicht mehr selbst verletzt. Das waren alles sehr destruktive Verhaltensweisen, mit denen ich lange zu Kämpfen hatte, die ich jetzt aber langsam sehr gut in den Griff bekommen habe, indem ich mich mit der Emotionsregulation intensiv auseinander Gesetzt habe und für mich Wege gefunden habe, auf konstruktive Art damit umzugehen. Auf die verschiedenen Skills werde ich in einem separaten Post noch eingehen.

Dennoch ist es jeden Tag aufs neue eine Challenge und es gelingt mir nicht immer, die Balance zu halten, vor allem dann nicht, wenn viele Stressoren über längere Zeit von aussen auf mich einwirken. Dann ist meine Grundanspannung einfach generell zu Hoch über Tage und dann vergesse ich auch zu Skillen oder es gelingt mir einfach gar nicht, meine Anspannung zu senken.

Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in das Thema Anspannung und Emotionsregulation geben und hoffe, Euch hat der Beitrag gefallen.

Liebes Grüsschen und einen schönen Tag